Bilder denken lernen – Kreative Visualisierung durch KI
Kapitel 1: Visuelles Denken verstehen und trainieren
1.1 Warum visuelles Denken mehr ist als „schön malen können“
🧠 Wenn du vor deinem inneren Auge Bilder entstehen lässt, arbeitest du bereits visuell – ganz ohne Pinsel, Grafikprogramm oder künstlerische Ausbildung.
Visuelles Denken ist eine Fähigkeit, die jeder Mensch besitzt. Du musst sie nur aktivieren und trainieren.
🎯 Was bedeutet visuelles Denken?
Visuelles Denken heißt:
Du denkst in Szenen statt in Sätzen, in Formen statt in Begriffen, in Bildern statt in Bulletpoints.
Das bedeutet nicht, dass du zeichnen können musst.
Sondern: Dass du in der Lage bist, eine Vorstellung, Idee oder Geschichte in eine visuelle Vorstellung zu übersetzen.
💡 Beispiel:
Du liest „Kindheit“ – und sofort entsteht ein Bild: ein Schulhof, ein roter Ball, ein Fahrrad im Gras.
Das ist visuelles Denken. Ganz intuitiv.
🧩 Warum es so wertvoll ist
Wenn du visuell denken lernst, kannst du:
- Ideen schneller kommunizieren
- komplexe Inhalte bildhaft strukturieren
- Emotionen gezielter auslösen
- mit KI bildbasierter prompten
- kreative Blockaden umgehen
- Bildwelten konzipieren statt nur generieren
📌 Gerade in der KI-Bildwelt macht der Unterschied zwischen rein textlicher Beschreibung und visualisierter Vorstellung den Unterschied zwischen „ein Bild“ und „eine Szene“.
🧠 Visuelles Denken ≠ Zeichnen
Viele denken:
„Ich kann nicht zeichnen – also kann ich nicht bildlich denken.“
Das ist falsch.
Visuelles Denken ist eine kognitive Fähigkeit, keine künstlerische.
Ein:e Architekt:in, Regisseur:in oder Illustrator:in arbeitet oft mit Skizzen, Moodboards, inneren Bildern, Raumgefühl, Kameraperspektive – lange bevor etwas zu Papier kommt.
🖋️ KI eröffnet dir genau diesen Zugang – auch wenn du nicht zeichnest.
Du brauchst nur ein Konzept – und einen klaren Prompt.
💬 Ein typisches Szenario
Gedanke: „Ich will ein Bild, das Hoffnung inmitten von Dunkelheit zeigt.“
→ statt direkt zu schreiben: „Frau bei Nacht“
…frage dich:
- Was macht Hoffnung sichtbar?
- Wie sieht Dunkelheit aus – farblich, räumlich, emotional?
- Wo spielt das?
- Was macht die Figur? Wie steht sie da?
💡 Sobald du diese Fragen in Bildern denkst, entwickelst du automatisch einen Bildaufbau.
🧠 Prompt vs. visuelle Skizze im Kopf
Ansatz | Denkweise | Ergebnis |
---|---|---|
Nur sprachlich | „eine Frau bei Nacht“ | beliebige Darstellung |
Visuell gedacht | „eine Frau steht in einem Tunnel, Licht am Ende, sie hält eine Laterne, Dunkelblau mit gelbem Kontrast“ | klarer Fokus, starke Bildwirkung |
➡️ Visuelles Denken ist dein kreativer Vorsprung – und die Basis für ausdrucksstarke KI-Bilder.
📌 Fazit: Jeder kann visuell denken – du auch
Du musst nicht zeichnen. Du musst nicht designen.
Aber du kannst lernen, mit deinem inneren Auge zu sehen:
- Räume
- Figuren
- Stimmungen
- Details
- Perspektiven
Und sobald du das kannst, wirst du merken:
KI reagiert auf diese Art zu denken – und setzt sie in Bildwelten um, die mehr sagen als tausend Worte.
1.2 Kopfkino aktivieren – Wie du innere Bilder bewusst erzeugst
🎬 Manche sehen Szenen beim Lesen, andere beim Tagträumen, viele erst, wenn sie bewusst hinschauen. Kopfkino ist keine Kunst – es ist eine Fähigkeit. Und sie lässt sich trainieren.
Wenn du dich schon einmal an einen Ort erinnert hast – oder dir vorgestellt hast, wie etwas aussieht, das es noch gar nicht gibt – hast du bereits visuelles Denken genutzt.
Was wir jetzt tun, ist: Dieses Kopfkino gezielt einschalten, lenken und verfeinern.
🎯 Warum dein Gehirn sowieso in Bildern denkt
Visuelle Vorstellung ist tief im menschlichen Denken verankert.
Dein Gehirn speichert und erinnert Dinge nicht nur als Worte, sondern als:
- Bilder
- Farben
- Formen
- Bewegungen
- Orte
Beispiel: Du denkst an „Küche“.
→ Kein Wort erscheint. Sondern: ein Raum, ein Licht, ein Geruch. Vielleicht sogar ein Geräusch.
💡 Dieses „innere Bild“ ist der Rohstoff für KI-Bildideen.
🛠️ 3 Techniken, um dein Kopfkino bewusst zu aktivieren
🔹 1. Die „Was sehe ich, wenn…“-Frage
Setz dich ruhig hin, schließe die Augen und frage dich:
- Was sehe ich, wenn ich an „Erinnerung“ denke?
- Welche Szene zeigt „Mut“?
- Wie sieht „Zweifel“ aus?
Notiere das Erste, was dir in den Sinn kommt – egal wie konkret oder abstrakt.
➡️ Diese Szenen sind dein visuelles Inventar.
🔹 2. Die „Szene aus dem Nichts“-Übung
Stell dir eine leere Bühne vor.
Jetzt lasse nach und nach Elemente auftauchen:
- Licht – woher kommt es?
- Boden – was liegt dort?
- Figur – wer steht da? Was tut sie?
- Umgebung – Raum oder Natur?
Diese Übung hilft dir, aus vagen Ideen klare Bilder zu entwickeln.
🔹 3. Die „innere Kamera“
Stell dir vor, du drehst einen Film:
- Von wo schaust du? (Oben, unten, nah dran?)
- Was passiert im Bild?
- Wo ist der Fokus?
- Was ist unscharf?
- Was passiert im Hintergrund?
💡 So entwickelst du Bildkompositionen im Kopf – bevor du promptest.
🎨 Praxisbeispiel: Thema „Verlust“
Fragetyp | Innere Szene | Prompt-Idee |
---|---|---|
Was sehe ich? | Eine alte Jacke auf einer leeren Bank im Park | „soft afternoon light, empty bench, folded jacket, fallen leaves, melancholic mood“ |
Wo steht die Kamera? | Halbtotal von hinten, leicht nach oben | „rear angle, cinematic frame, low contrast lighting“ |
Was spüre ich? | Kühle Luft, stille Geräusche | „quiet atmosphere, autumn tones, subtle emotion“ |
➡️ Dein Kopfkino wird zur Bildbeschreibung.
Die KI übernimmt das visuelle Handwerk – du gibst den Film vor.
🧠 Was du dabei trainierst
- Detailwahrnehmung
- visuelle Klarheit
- Kompositionsdenken
- emotionale Bildsprache
- Intuition für Atmosphäre
📌 Je öfter du dein inneres Kino bespielst, desto klarer werden deine Promptideen.
📌 Fazit: Kopfkino ist dein wichtigstes Kreativwerkzeug
Du brauchst keine Designausbildung.
Nur eine Vorstellungskraft, die du pflegst wie einen Garten.
Mit Fragen. Mit Übungen. Mit Stille.
Denn jedes starke KI-Bild beginnt mit einem inneren Moment, der sagt:
„Ich sehe etwas…“
1.3 Visuelles Denken als Alltagspraxis: Sehen, Skizzieren, Spüren
👁️ Du gehst durch die Stadt, schaust aus dem Fenster, wartest auf den Kaffee – und irgendwo zwischen Licht und Schatten entsteht ein Bild. Wenn du beginnst, diese Momente zu sehen, denkst du visuell.
Visuelles Denken ist keine Technik, sondern eine Haltung.
Es bedeutet: bewusst wahrnehmen, sehen lernen, Kompositionen erkennen, Bildideen speichern.
Und das geht überall – auch ohne KI, ohne Kamera, ohne Ziel.
🎯 Warum der Alltag dein kreativster Raum ist
Die besten Bildideen sind oft keine geplanten Konzepte.
Sondern flüchtige Szenen:
- Ein Schatten auf einer Hauswand
- Eine ungewöhnliche Farbkombination auf der Straße
- Zwei Menschen, die schweigend nebeneinander stehen
- Ein Licht, das durch ein Fenster fällt
💡 Wenn du beginnst, solche Szenen als Bildmomente zu betrachten, wirst du automatisch zum visuellen Denker.
🛠️ Drei einfache Alltagstechniken für visuelle Aufmerksamkeit
1. 🔍 Mini-Skizzen im Kopf
Stell dir mehrmals am Tag diese Frage:
Wenn ich das jetzt als Szene festhalten müsste – wie würde es aussehen?
- Wo steht die Kamera?
- Was ist im Vordergrund?
- Wo liegt der Fokus?
- Welche Stimmung herrscht?
📌 Du trainierst damit automatisch Bildkomposition und Erzählmoment – ganz ohne Zeichnung.
2. 🎨 Alltagsfarben bewusst beobachten
Achte bewusst auf:
- Farbkontraste (z. B. rote Tasche vor grauer Wand)
- Lichtstimmungen (z. B. Neonlicht bei Regen)
- dominante Töne in Räumen oder Landschaften
💡 Notiere dir Farbstimmungen wie kleine Gedichte:
„Taubengrau + Blassorange + leiser Nebel“ – das ist Promptmaterial.
3. 📸 Visuelle Notizen machen
Mach Fotos, aber nicht „für Instagram“ – sondern als visuelle Gedankenstütze.
- Ungewöhnliche Kompositionen
- Bewegte Details
- Leere Räume
- Symbole, Muster, Schatten
💡 Später kannst du daraus Mini-Prompts bauen – oder deine eigene Moodboard-Bibliothek.
✏️ Bonusübung: Visuelles Tagebuch führen
Jeden Tag (oder einmal pro Woche):
- Eine Szene, die du erlebt hast, als Bild beschreiben
- Ohne Fokus auf Text – nur Ort, Licht, Stimmung, Komposition
- Wenn du magst: Als Prompt formulieren
Beispiel:
🗒️ „Ein alter Mann liest Zeitung unter einer Straßenlaterne, das Licht ist warm, hinter ihm ziehen Nebelschwaden über nasses Pflaster. Die Stadt ist still.“
→ Das ist kein Text – das ist ein Bild.
📌 Fazit: Visuelles Denken beginnt mit Hingabe
Je mehr du dich auf das Sehen einlässt, desto stärker wird dein Bildverständnis.
Du wirst:
- Räume lesen wie Geschichten
- Licht als Erzähler erkennen
- Alltägliches als Inspiration begreifen
📌 Und genau das macht aus dir nicht nur einen besseren Prompt-Autor – sondern einen echten visuellen Erzähler.

Kapitel 2: Von der Idee zur visuellen Skizze
2.1 Eine Szene im Kopf – so übersetzt du sie in ein visuelles Konzept
🖼️ Du hast eine Vorstellung, eine Stimmung, eine Idee. Aber wie wird daraus ein funktionierendes Bild – mit Raum, Licht, Komposition und Erzählkraft? Genau hier beginnt die visuelle Konzeptarbeit.
Viele Menschen formulieren ihre Prompts zu früh – sie haben zwar ein Thema, aber noch keine klare Szene im Kopf.
Dabei ist der entscheidende Schritt dazwischen:
Gedanken visualisieren. Und zwar strukturiert.
🧠 Vom vagen Gedanken zur konkreten Bildidee
Ein Beispiel:
💬 „Ich will Einsamkeit darstellen.“
Das ist ein Gefühl – aber kein Bild.
Frage dich:
- Wer oder was ist im Bild?
- Wo spielt es?
- Was zeigt die Szene – konkret?
- Wie fühlt sich der Raum an?
- Woher kommt das Licht?
- Was sehen wir – und was nicht?
➡️ Erst wenn du diese Fragen beantwortest, hast du eine bildtaugliche Szene.
🛠️ Visuelles Konzept Schritt für Schritt entwickeln
Hier ein einfaches 5-Punkte-Modell:
Baustein | Beispiel: „Einsamkeit“ |
---|---|
Motiv | Älterer Mann auf leerem Bahnsteig |
Ort | Verlassene U-Bahn-Station |
Komposition | Mann steht rechts im Bild, Fluchtpunkt hinten |
Licht | Kaltes Neonlicht, harte Schatten |
Stimmung | Still, kühl, isoliert, Nacht |
💡 Daraus entsteht ein vollständiger Prompt:
„Old man on an empty subway platform at night, standing alone on the right, harsh neon light, strong shadows, cinematic composition, melancholy atmosphere“
📌 Die Bildidee steht – bevor der Prompt geschrieben wird.
🎨 Warum dieser Schritt so wichtig ist
Wenn du dir vor dem Prompt überlegst, was genau im Bild passieren soll, vermeidest du:
- unscharfe Ergebnisse
- leere Kompositionen
- visuelle Überladung
- „nette“ Bilder ohne Wirkung
💡 KI ist dein Malwerkzeug – aber DU bist der Komponist.
🧩 Praxisübung: Konzeptblatt für jede Bildidee
Nimm ein Notizbuch oder eine Datei und beantworte für jede Szene:
- Thema / Gefühl: Was willst du transportieren?
- Motiv: Wer oder was steht im Mittelpunkt?
- Ort: Wo spielt es?
- Licht: Welche Stimmung erzeugt das Licht?
- Komposition: Wo steht was im Bild?
- Details: Welche kleinen Elemente machen die Szene glaubhaft?
Optional: Formuliere daraus eine visuelle Beschreibung – nicht als Prompt, sondern als Erzählung.
✏️ Beispiel (nicht als Prompt, sondern als visuelle Skizze):
„Ein Junge steht auf einem Dach bei Sonnenaufgang. Hinter ihm erstreckt sich eine ruhige Stadt. Der Wind bewegt sein Shirt. Das Licht ist warm, aber die Szene ist leer. Er wirkt entschlossen, aber still.“
➡️ Jetzt kannst du präzise prompten – oder die Szene mit Variationen weiterentwickeln.
📌 Fazit: Bilder entstehen im Kopf – Prompts nur auf Papier
Wer visuell denkt, promptet besser.
Wenn du weißt, was du zeigen willst, kannst du gezielt formulieren:
- 🎯 Was gehört ins Bild?
- 🔦 Wo liegt der Fokus?
- 🧭 Wie liest man das Bild als Geschichte?
Und genau dann arbeitet die KI nicht mehr für dich – sondern mit dir.
2.2 Mini-Storyboards für Bildideen – Struktur statt Zufall
📽️ Ein gutes Storyboard ist wie ein stiller Film – Bild für Bild. Du erzählst nicht mit Text, sondern mit Veränderung, Rhythmus und Sichtweise. Auch mit KI kannst du solche Sequenzen planen – wenn du dein Konzept strukturiert denkst.
Storyboards kennst du vielleicht aus Film oder Werbung.
Aber auch in der KI-Bildwelt sind sie extrem hilfreich, wenn du:
- komplexere Ideen erzählen willst
- Entwicklung, Wandel oder Timing visualisieren möchtest
- ein Gefühl in mehreren Schritten sichtbar machen willst
- mit Bildfolgen für Bücher, Präsentationen oder Comics arbeitest
🧠 Warum Einzelbilder oft nicht reichen
Ein einzelnes Bild kann eine Stimmung transportieren.
Aber es zeigt keine Veränderung. Keine Bewegung. Keine Entscheidung.
Dafür brauchst du:
- Vorher / Nachher
- Szene A → Szene B
- Aufbau → Wendepunkt → Auflösung
💡 Genau diese Struktur macht deine Bildidee erzählerisch stark.
🛠️ So baust du ein Mini-Storyboard (3–5 Bilder)
1. Beginne mit dem „Was soll sich verändern?“
Frage dich:
- Wie beginnt die Szene – was ist der Ausgangspunkt?
- Was passiert dann? (Gefühl, Handlung, Licht, Ort…)
- Wie endet sie – was hat sich verändert?
📌 Schon drei Bilder reichen für eine starke Erzählung.
2. Skizziere den Ablauf grob – bildlich, nicht wörtlich
Beispiel: Thema „Wendepunkt“
Bild | Szene | Bildidee |
---|---|---|
1 | Eine Frau sitzt im Auto, Regen an der Scheibe | „calm, blue-grey tones, inside car, cinematic frame“ |
2 | Sie sieht etwas im Rückspiegel – ihr Blick ändert sich | „close-up, reflection, soft focus, emotional tension“ |
3 | Sie öffnet die Tür und tritt in den Regen | „wider shot, contrast lighting, movement begins“ |
➡️ Drei Bilder – aber sie erzählen Entscheidung, Wendung, Mut.
🎯 Storyboard-Typen für KI-Bilder
Du kannst mit KI verschiedene Mini-Sequenzen erzeugen – z. B.:
- Emotionale Entwicklung
(z. B. von Trauer zu Hoffnung) - Bewegung im Raum
(z. B. Figur geht durch verschiedene Räume oder Orte) - Stilwechsel als Erzählmoment
(z. B. von realistisch zu traumhaft) - Zeitsprünge
(Kind → Erwachsener → Älterer Mensch)
💡 Du musst nicht zeichnen – du brauchst nur ein visuelles Konzept pro Szene.
✏️ Praxisübung: Mini-Storyboard aufbauen
- Wähle ein Thema (z. B. „Verlust“, „Neuanfang“, „Heimkehr“)
- Überlege dir 3–5 Bildmomente
- Skizziere pro Szene:
- Ort
- Licht
- Blickwinkel
- Stimmung
- evtl. Symbol (z. B. Schlüssel, Lichtquelle, Figur)
→ Daraus kannst du später präzise Prompts ableiten – oder sogar Varianten prompten, um zu sehen, was besser funktioniert.
📌 Fazit: Visuelle Konzepte brauchen Struktur
Wenn du mit KI nicht nur Einzelbilder erzeugen willst, sondern Erzählmomente bauen, hilft dir ein Mini-Storyboard dabei:
- Deine Idee klar zu sehen
- die Szenen logisch aufzubauen
- visuelle Wiederholung bewusst zu vermeiden
- Spannung, Emotion oder Wandel gezielt zu planen
🎯 KI bringt dein Konzept in Bilder – aber du gibst der Geschichte Form.
2.3 Bildfolgen aus Gedanken bauen – Erzählfluss ohne Worte
🧩 Einzelbilder sind wie Wörter. Eine Bildfolge ist ein Satz. Erst durch die Verbindung entsteht Bedeutung. Genau das kannst du mit KI lernen: visuell zu erzählen – Bild für Bild, Szene für Szene.
Egal ob du ein Moodboard planst, eine Geschichte erzählen willst oder ein Konzept visuell darstellen möchtest – der Schlüssel ist:
Denk in Bildfolgen, nicht in Schlaglichtern.
KI kann dir helfen, diese Sequenzen zu entwickeln. Aber zuerst brauchst du ein Gefühl für visuelles Erzählen.
🧠 Was ist „visueller Erzählfluss“?
Ein Bild allein kann faszinieren.
Aber mehrere Bilder hintereinander können:
- Spannung aufbauen
- eine Handlung andeuten
- Veränderung sichtbar machen
- Gefühle vertiefen
- Erwartungen brechen
💡 Wie bei einer Melodie: Nicht jeder Ton ist ein Höhepunkt – aber jeder Ton führt weiter.
🛠️ 4 Grundprinzipien für fließende Bildfolgen
1. Variation in der Perspektive
→ Nicht jedes Bild gleich nah, gleich frontal, gleich ausgeleuchtet.
→ Nutze Weitwinkel, Close-ups, Seitenansicht, Vogelperspektive.
📌 Das macht die Serie dynamisch und lesbar.
2. Emotionale Entwicklung
→ Steigere oder wandle die Atmosphäre:
Ruhe → Bewegung, Dunkel → Licht, Nähe → Entfernung
📌 Das erzeugt Spannung oder Tiefe.
3. Visuelle Anker wiederholen
→ Elemente, die sich durchziehen:
eine Figur, ein Objekt, ein Farbton
📌 Das schafft Zusammenhalt – selbst bei wechselnden Szenen.
4. Übergänge bewusst setzen
→ Jedes Bild ist ein Takt im Rhythmus:
Fließende Übergänge (sanfte Entwicklung)
Kontrast-Übergänge (harte Brüche, Überraschung)
📌 Das hält die Erzählung im Fluss – oder bricht ihn, wenn du willst.
🎯 Beispiel: Bildfolge „Eine Entscheidung“
Bild | Szene | Erzählfunktion |
---|---|---|
1 | Person allein im Zimmer, nachdenklich | Ausgangspunkt |
2 | Blick aus dem Fenster, Licht verändert sich | innerer Wandel |
3 | Nahaufnahme: Hand greift nach Jacke | Entscheidung formt sich |
4 | Tür öffnet sich, Licht fällt hinein | Handlung beginnt |
5 | Figur tritt hinaus, halb im Schatten, halb im Licht | Auflösung & Ausblick |
➡️ Jede Szene folgt visuell logisch auf die vorherige – ganz ohne Text.
✏️ Mini-Übung: Deine erste Erzählreihe in Bildern
- Wähle ein Gefühl oder Thema (z. B. „Abschied“, „Vergebung“, „Aufbruch“)
- Überlege dir 3–5 Momente, die dazu passen
- Notiere pro Bild:
- Blickwinkel
- Licht / Farbe
- Figur(en)
- Symbolik
- Übergang zur nächsten Szene
- Option: prompte jede Szene einzeln – und vergleiche ihre Wirkung als Reihe.
📌 Fazit: Der Flow macht die Geschichte
Ein gutes visuelles Konzept wirkt nicht durch Perfektion jedes Einzelbilds –
sondern durch den Erzählfluss der gesamten Serie.
Wenn du diesen Rhythmus erkennst, kannst du mit KI nicht nur Bilder generieren –
sondern bildlich denken, erzählen, komponieren.

Kapitel 3: Kreativübungen & mentale Bilderreisen mit KI
3.1 Bilder denken statt Texte schreiben – Prompt-Entwicklung mit Gefühl
💬 Viele Prompts beschreiben, was man sieht. Die besten beschreiben, was man spürt. Wenn du lernst, aus deinem inneren Bild eine gefühlsgeladene Bildbeschreibung zu formen, spricht die KI mit einer ganz anderen Stimme.
Du kennst das vielleicht:
Du hast eine starke Vorstellung im Kopf – aber sobald du sie in Worte fassen willst, wirkt der Prompt plötzlich flach, technisch, nüchtern.
Das liegt daran, dass viele Prompts zu früh in Begriffe zerfallen – statt zuerst das Gefühl im Bild zu verankern.
🎯 Warum Emotionen dein stärkstes Promptwerkzeug sind
Emotionen:
- geben deinen Bildern Tiefe
- schaffen Verbindung zum Betrachter
- helfen dir, Klarheit über Szene und Stimmung zu gewinnen
- wirken auf Farbe, Licht, Komposition – ohne dass du es bewusst steuerst
💡 Wenn du in Gefühlen denkst, bevor du promptest, wird dein Bild echter, atmosphärischer, erzählerischer.
🛠️ So entwickelst gefühlvolle Prompts – Schritt für Schritt
1. Finde das Kernthema
Stell dir nicht zuerst das Motiv vor, sondern frage dich:
Was soll das Bild auslösen?
→ Nostalgie? Sehnsucht? Kälte? Hoffnung? Spannung?
💡 Das Gefühl ist dein Dreh- und Angelpunkt – nicht das Objekt.
2. Erzeuge ein inneres Bild – ohne Worte
→ Schließe die Augen. Stell dir vor:
- Wer ist da?
- Was passiert gerade?
- Was spürt diese Figur?
- Wie fühlt sich der Raum an?
Nicht denken – sehen und spüren.
3. Finde die bildlichen Anker
Jetzt beschreibe nicht das Gefühl – sondern die visuelle Umsetzung davon:
- „sanftes Licht auf staubigen Buchrücken“ = Ruhe
- „eine offene Tür, dahinter Dunkelheit“ = Unsicherheit
- „kaltes Neonlicht auf leerem Krankenhausflur“ = Verlorenheit
➡️ Du brauchst kein „Sad Mood“ im Prompt – das Bild ist traurig durch seine Elemente.
✏️ Beispiel: Aus Gefühl wird Prompt
Gefühl: Einsamkeit bei Nacht
→ Inneres Bild: Eine Frau sitzt allein im Waschsalon. Licht flackert. Draußen Regen. Niemand sonst da.
→ Prompt:
„A woman sitting alone in a fluorescent-lit laundromat at night, rain outside the window, empty chairs, flickering lights, quiet, cinematic sadness“
➡️ Keine Klischees, kein Pathos – aber eine Szene, die sich anfühlt.
✍️ Übung: Der emotionale Prompt-Check
Nimm einen deiner bestehenden Prompts – z. B.:
„Man in the forest at sunrise, cinematic lighting“
Frage dich:
- Was soll dieses Bild ausdrücken?
(Freiheit? Einsamkeit? Hoffnung?) - Wie könnte man das mit Licht, Perspektive, Komposition fühlen lassen, statt nur beschreiben?
- Welche Details fehlen, um das Gefühl zu tragen?
(z. B. Licht durch Nebel, Wind in den Bäumen, leerer Blick)
➡️ Überarbeite den Prompt nicht mit mehr Worten – sondern mit mehr Gefühl.
📌 Fazit: Gefühle sind der Ursprung guter Prompts
Du musst nicht mehr beschreiben. Du musst nicht „clever prompten“.
Du musst sehen, was du fühlst – und daraus eine Szene machen.
Wenn du das verinnerlichst, wird KI-Bildarbeit zu mehr als Technik.
Sie wird zu visuellem Storytelling – emotional, atmosphärisch, tief.
3.2 Geführte Visualisierungsübungen – für KI-Bildideen mit Tiefe
🌫️ Bilder entstehen nicht durch Worte. Sie entstehen im Kopf – wenn du dich auf eine Stimmung einlässt. Mit diesen geführten Mini-Reisen aktivierst du dein inneres Bildarchiv. Und erschaffst Szenen, die wirken.
Stell dir vor, du reist durch einen Raum, den es noch nicht gibt.
Oder du beobachtest eine Szene, die nie stattfand.
Was du dabei spürst – ist dein visuelles Denken in Bewegung.
🧠 Warum Visualisierungsübungen so wirkungsvoll sind
Sie helfen dir:
- deine Vorstellungskraft gezielt zu schärfen
- neue Bildideen aus dir selbst heraus zu entwickeln
- über Emotionen, Raum und Atmosphäre zu erzählen
- Prompts aus Erleben statt aus Analyse zu schreiben
💡 Gerade wenn du feststeckst oder „nichts Konkretes vor Augen hast“, sind solche Übungen Gold wert.
🧭 Übung 1: „Die Tür“
Ziel: Übergang, Spannung, Raumgefühl erzeugen
Schließe die Augen.
Stell dir vor, du stehst vor einer Tür. Du weißt nicht, was dahinter ist.
Die Tür ist alt, schwer, leicht verzogen. Vielleicht aus Holz, vielleicht aus Metall.
Du legst die Hand auf den Griff.
Du öffnest langsam…
Was siehst du zuerst?
Was hörst du?
Wie ist das Licht?
Was ist leer, was voll?
Was fühlst du?
📌 Notiere deine Eindrücke als Szene – nicht als Prompt. Noch nicht.
Beispiel:
„Ein enger Gang mit Wänden aus Stein, das Licht kommt von Kerzen in Nischen, der Boden feucht, es riecht nach Moos.“
➡️ Jetzt kannst du daraus ein starkes visuelles Konzept oder einen Prompt entwickeln.
🌄 Übung 2: „Der Ort, an dem du Ruhe findest“
Ziel: Licht, Farbe und Raum harmonisch gestalten
Stell dir einen Ort vor, an dem du dich vollkommen ruhig fühlst.
Es kann real oder erfunden sein.Wo bist du?
Sitzt du? Stehst du?
Ist es Tag oder Nacht?
Wie sieht der Himmel aus?
Welche Farben dominieren?
Wie ist das Licht?
Welche kleinen Details fallen dir auf?Bleib dort einen Moment. Dann „fotografiere“ die Szene in deinem Kopf.
✍️ Jetzt beschreib sie in 3–4 Sätzen. Klar. Bildlich. Ohne Stilworte.
Beispiel:
„Ich liege in einer Hängematte zwischen zwei Pinien, die Nadeln bewegen sich im Wind. Die Sonne steht tief, das Licht flackert warm-golden auf meiner Hand. Im Hintergrund: das leise Rauschen des Meeres.“
➡️ Diese Beschreibung ist ein emotional starker Promptansatz – ohne technische Begriffe.
🎭 Übung 3: „Die Begegnung“
Ziel: Figur, Emotion und Handlung in einer Szene verknüpfen
Stell dir vor, du siehst zwei Menschen, die sich begegnen.
Sie kennen sich – oder nicht.
Etwas passiert in diesem Moment: ein Blick, eine Entscheidung, ein Konflikt.Wo sind sie?
Was passiert genau?
Was sagt die Körpersprache?
Wie ist die Komposition? Nah, weit?
Gibt es Licht, das etwas betont?
💡 Diese Übung erzeugt szenische Tiefe – ideal für Bildreihen, Storytelling, Comic-Ideen.
🛠️ Aus den Szenen Prompts entwickeln
Wenn du die Szenen durchlebt hast, kannst du sie in Prompts übersetzen:
- Szene beschreiben
- Atmosphäre in 2–3 Adjektiven ergänzen
- Kamera, Licht, Stiloptionen ergänzen (falls nötig)
📌 Aber nie die Stimmung opfern – sie ist der Kern.
📌 Fazit: Bilderreisen sind kreative Muskelarbeit
Du trainierst dabei:
- Empathie (Was fühlt die Szene?)
- Bildlogik (Wo steht was?)
- Atmosphäre (Wie fühlt es sich an?)
- Promptstruktur (Wie übersetze ich das?)
💡 Je öfter du diese Mini-Reisen machst, desto leichter fließen deine Bilder – in dir, und später auch aus der KI.
3.3 Kreatives Visualisieren als tägliche Praxis – dein KI-Bild-Tagebuch
📓 Kreativität entsteht nicht durch große Ideen – sondern durch kleine Routinen. Wenn du beginnst, täglich visuell zu denken, baust du dir ein Archiv aus Stimmungen, Szenen und Konzepten auf, das zu deinem stärksten Werkzeug wird.
Ein visuelles Tagebuch ist keine Sammlung von Prompts.
Es ist ein Beobachtungsraum für deine Gedanken in Bildform.
Ein Ort, an dem du Stimmungen, Räume, Details und innere Bilder sammelst – um sie irgendwann in starke KI-Bilder zu verwandeln.
🎯 Warum ein visuelles Tagebuch so hilfreich ist
- Du trainierst dein visuelles Gedächtnis
- Du entwickelst ein Gespür für Stimmungen & Komposition
- Du erkennst wiederkehrende Themen & Motive
- Du bekommst ein Archiv für spätere KI-Projekte
- Du reflektierst über dich – bildlich, nicht sprachlich
💡 Und das Beste: Es kostet kaum Zeit. Aber es verändert deine Bildsprache nachhaltig.
🛠️ Wie du dein KI-Bild-Tagebuch führst – 3 Varianten
🖋️ Variante 1: Das klassische Skizzenbuch (nur in Worten)
- Schreibe täglich (oder 2–3x pro Woche) eine kurze Szene auf
- Ohne Anspruch, ohne Bewertung
- Nur: Ort, Licht, Stimmung, ggf. Figur
Beispiel:
„Ein leerer Parkplatz im Morgengrauen. Nebel liegt flach. Ein einzelnes Fahrrad lehnt am Geländer. Die Straßenlaternen glimmen noch. Es ist still.“
📌 Diese Szenen sind Rohmaterial – kein Prompt, sondern visuelle Erinnerung.
📷 Variante 2: Foto + Wort
- Mache täglich ein Foto von etwas, das dich visuell anspricht
- Ergänze 1–2 Sätze zur Stimmung, zum Licht, zum Fokus
- Kein perfektes Bild – nur: Was hat dich innehalten lassen?
💡 Du trainierst damit deine visuelle Wahrnehmung im echten Raum – und entwickelst ein Gespür für erzählerische Motive.
🖼️ Variante 3: Prompt + Bild + Reflexion
- Erstelle 1 KI-Bild pro Tag
- Notiere, was du ausdrücken wolltest
- Vergleiche das Ergebnis mit deiner Vorstellung
- Überlege: Was passt, was fehlt, was würde ich anders prompten?
📌 So lernst du systematisch, wie KI auf dein visuelles Denken reagiert.
🧠 Zusätzliche Übungen für deinen Alltag
- Beobachte Lichtwechsel (z. B. Morgen vs. Abend)
- Achte auf Alltags-Symbole (Schlüssel, Taschen, Spiegel…)
- Suche nach „unbedeutenden“ Momenten mit Bildkraft
- Lies ein Gedicht und male es dir bildlich aus
- Schreibe Prompts aus Erinnerung, nicht aus Analyse
💡 Alles, was du siehst, spürst oder erinnerst – kann später ein Bild werden.
🎯 Bonus: So nutzt du dein Tagebuch für echte Projekte
Dein visuelles Tagebuch wird mit der Zeit zu einer visuellen Bibliothek.
Du kannst daraus:
- Moodboards ableiten
- Bildserien entwickeln
- Stil- und Farbschemata entdecken
- Storyboards aufbauen
- eigene visuelle Sprache ableiten
➡️ Und du wirst merken: Deine besten Ideen stammen oft aus den leisesten Momenten.
📌 Fazit: Deine visuelle Praxis beginnt heute
Kreatives Visualisieren ist kein Tool – sondern eine Haltung.
Und dein Tagebuch ist kein Archiv – sondern ein Spiegel deiner Wahrnehmung.
Wenn du täglich 5 Minuten investierst, wirst du nicht nur bessere Bilder machen.
Du wirst visueller denken, fühlen, erzählen.